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1. Bilder vom Niederrhein - S. 197

1882 - Leipzig : Spamer
Legenden von St. Viktor und St. Helena. 197 wie bereits gesagt, ein amphitheatrum castrense im Umfange von 350 Schritten und einer Arena von 120 Schritten im Umkreis. Zu Ende des 17. Jahr- Hunderts konnten sich noch alte Leute erinnern, die Meta dieses Amphitheaters aus über einander gelegten Mühlsteinen gesehen zu haben. Endlich wird der Name Tanten selbst von den Märtyrern (sancti) abgeleitet, was uns sehr plau- sibel erscheint. Früher hieß die Stadt merkwürdigerweise Klein-Troja, wie es auch in dem berühmten Hannoliede (um 1180) heißt: „Franko gesaz mit den Sinen vili verre nider bi Rini; da worbtin (gründeten) sie duo mit vrowdie (Freude) eine „luzzile (klein) Troia"; den bach hizin si Sante na dem wazzern in iri lante." Danach bringt man die Gründung Xantens mit den Nachkommen der Trojaner zusammen. Em Sohn Hektors nämlich, Francus oderfranco, von dem aber kein alter Schriftsteller etwas weiß, gilt für den Gründer Klein- Trojans oder Xantens, das auch Troia Francornm genannt wird. Doch dies ist höchst wahrscheinlich eine Verwechslung mit der Colonia Traiana vor dem jetzigen Klevischen Thore, etwas unterhalb Tanten. Aus Traiana ward Troiana, wie die Peutinger^schen Tafeln haben und vielleicht auch auf einer Münze im römisch-germanischen Museum zu Mainz zu lesen ist. Spricht doch auch der Geograph von Ravenna (Iv, 24) von Tram, in der Leydener Handschrift freilich steht Troia. Doch die römischen Schriftsteller, besonders Taeitus, wissen von einer Gründung eines Troia minor oder junior durch die Trojaner, als deren Nachkommen die Franken sich gern, doch ohne Grund, bekannten, gar nichts. Zwar erwähnt Taeitus (Germania) die fabelhafte Sage, daß Hercules auf seinen Wanderungen und auch Ulysses (Odysseus) auf seinen Irrfahrten in diese Gegenden gekommen sei. Letzterer habe eine Stadt Asoiburgium hier gegründet, welches man in dem Orte Asberg bei Mörs wieder erkennen will. Merkwürdigerweise trägt auch eiu Hos im Mörsischen den Namen „Uelschesburg", vielleicht aus Ulyssesburg entstanden. Wir werden im folgenden Kapitel auf diese Sage noch ausführlicher zurückkommen; sie hängt vermuthlich nut einer germanischen Götter- sage zusammen, welche Taeitus mit einer verwandten griechischen verwechselte. Dem Glauben, daß die Franken Nachkommen der Trojaner seien und Tanten oder Klein-Troja gegründet haben, begegnen wir zuerst bei dem Geschicht- schreiber Fredegar (bist. ex. e. 2) zu Anfang des 7. Jahrhunderts. Doch kommt der Name Troia für Tanten schon früher vor. In einem alten deutschen Liede heißt es: „Die Trojanischen Franken, die sollen Gott danken", und auf Münzen, welche die Xarttener dem Herzoge Johann von Kleve (1448 — 81) zu Ehren schlugen, als er Tanten eroberte und an Kleve brachte, lesen wir die Inschrift: „Jobannes, Trojanorum rex, moneta nova Troi". Seltsamerweise wird auch der Name von Siegsried's Mörder in der Nibelungensage, der des grimmen Hagen von Trojen (oder Tronegge), von Troia abgeleitet und als Besitzer des Fürstenberges bei Tanten genannt. Ja die Namen Saneta und Troia kommen in holder Eintracht neben einander vor. So lesen wir auf einer Münze des Erzbischoss Hermann von Köln aus der Mitte des elften Jahrhunderts: „Loa (saneta) Troia". Doch reicht der Name Saneta fast ebenso weit zurück als Troia. In den Xantener Annalen von Pertz (Ii. p. 230) heißt es zum Jahre 864 über die Normannen: „Sie kamen ad sanetas und zerstörten da Troia Sanctorum (offenbar St. Viktor und seine Getreuen). Trotz all dieser Konfusion

2. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 359

1885 - Leipzig : Spamer
Eine vergessene Universität (Helmstedt). 359 seinem „Leben des Herzogs Julius" — „war ein erhöhter Palast von Bret- tern gemacht, daß man in der Kirche alles, was da verrichtet wurde, sehen konnte, und auf den Seiten drei Bänke oder Sitze über einander erhöhet, rings- umher mit köstlichen Tapeten behänget und gezieret, und in der Mitte desselben Pallastes war eine Kanzel gemacht, ans welcher oben gemeldeter Kanzler, Joachim Münsinger, die Kaiserlichen Privilegien mit einer oration öffentlich ablas, und anstatt Kais. Majest. Herzogen Heinrich Julium zum Rectorem der Universität erwählte und bekleidete. Im Eingange, als die Herren und Landstände neben denen Gesandten und Professoren sich ein Jeder an seinen verordneten Ort gesetzt, ward auf dem Chor: Erhalt uns Herr bei deinem Wort, und: Nun bitten wir den heil. Geist, figurirt und gesungen, mit aller- Hand lieblichen Instrumenten. „Darauf that Dr. Martin Chemnitius eine herrliche Predigt von Einsetzung derer 12 Apostel und denen Schulhistorien vom Anfange der Welt. Nach der Predigt war die Litaney teutsch und Veni Sancte spiritus etc. gesungen. „Darnach that der Kauzler Münsinger eine lateinische Oration und übergab Herzogen Henrico Julio die obgemeldeten Bücher, Privilegia, Scepter, Siegel und Schlüssel, und seynd die Privilegia datirt Pragae 9. Mai 1575. Nach solcher Verrichtung setzten S. F. Gnaden der Rector und sämmtliche Professors sich für's Altar und ruften Gott um Glück und Segen solches hochnützlichen Werkes an. „Als nun solches Alles in der Kirche vollendet war, begaben sich die Herren und Professores in voriger Ordnung wieder ins Collegium, daselbst wurden die Leges der Universität öffentlich abgelesen, promnlgiret und übergeben, und währte also dieser Actus bei 5 Stunden lang. Darauf zogen sie zusammen aufs Rathhaus, daselbst war ein fürstliches Banquet und Mahl zugerichtet, und derselbe Tag in Fröhlichkeit zugebracht; da verehrten der Rath zu Helmstedt dem neuen Rectori, Herzogen Heinrich Julio, einen schönen vergüteten Schauer, und von wegen des Bergamts vier Berg-Sänger, in Wildenmenschen-Kleidern mit Tannenbäumen, einen großen silbernen Kuchen. „Den folgenden Tag wurden 10 Candidaten, so den vorigen Tag in Prae- senz des Herrn Rectoris und Philippi Sigismundi (Herzog Julius 2. Sohn) examinirt worden, mit gewöhnlicher Sollemnität zu Magistern promoviret, und verfügten sich darnach, als die Trompeter zu Tische geblasen, die Herren sämmt- lich wieder aufs Rathhaus zur Mahlzeit. Da machte M. Pancratius Krüger, Professor und Poet, einen Aufzug mit denen neun Musen, die sonderlich auf antiquische Art und Manier dazu gekleidet waren, mit schönen lieblichen In- strumeuten, die recitirten in lateinischen Versen die alten Geschichten der Herzöge von Sachsen, Braunschweig und Lüneburg, und rühmeten dies Werk und Herzog Julii dazu angewandte Milde und Güte. Da wurden auch, an- statt der anderen jungen Herren, etliche Knaben öffentlich deponiert und zu Studenten gemacht. „Den dritten Tag verrückten S. F. Gn. wiederum nach Wolfenbüttel, und ging ein Jeder seinen Weg." Dem Herzog lag seine Schöpfung so sehr am Herzen, daß er einst nach Helmstedt schrieb: mit seiner Julia ginge er abends zur Ruhe, mit ihr erhöbe er sich morgens vom Lager; ja er belegte den mit seinem Fluche, der

3. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. 248

1881 - Leipzig : Spamer
248 Rheinfahrt von Koblenz bis Bonn. Die Sammlung enthält vorzugsweise die bei dem Ausgraben eines Römer- kastelles am nahen Dorfe Nieder-Biber ausgegrabenenjnschristensteine,Waffen, Schmucksachen, Werkzeuge und Thongefäße. Dort nach Norden, wir können die Stelle von einem Schloßfenster wahrnehmen, lag über Heddesdorf hinans auf einer Bodenschwellung zwischen Wied- und Aubach ein römisches Kastell, wo die Bauern schon seit Jahrhunderten Steine brachen und altes Eisen und alte Münzen aufsuchten. Systematische Ausgrabungen veranstaltete aus diesem Kulturboden, den jetzt wieder Kornfelder bedecken, seit 1792 Jngenieur-Hauptmauu Hoffmann, dem seit 1823—1826 Dr. Huudeshagen und Dr. W. Dorow folgten. Die Ausbeuten dieser Untersuchungen sind hier vereinigt; die literarischen Resultate haben Hoff- mann und Dorow in eigenen Schriften publizirt; die Arbeit des Letzteren erschien 1827 zu Berliu uuter dem Titel: „Römische Alterthümer in und um Neuwied" mit 32 Tafeln, worunter vorzügliche Pläne des Kastells und der ganzen Gegend. Das Kastell erstreckte sich danach in seiner Längenausdehnung von Süd nach Nord, mit der Front und der porta praetoria gegen letztere Himmelsrichtung. Die Ausdehnung der Länge mit der Cirenmvallation betrügt 830 rheinische oder 870 römische Fuß, die Breite 670 rheinische und 700 römische Fnß. Das Prätorium im Norden, das Forum in der Mitte und daneben das Quästorium wurden im Grundriß bloßgelegt; noch standen die Gußmauern mit dem selsen- festen Mörtel mehrere Fuß hoch über dem bepflanzten Boden. Die vielen ver- brannten Balken und Ziegel, Gefäße und Metallwaaren gaben Zengniß von dem Untergang der römischen Festung, welche des Volkes Mund noch als „alte Burg" bezeichnete. Hoffmann glaubte aus einer Inschrift, welche auf einem Aufsatze steht, welcher einen mit der Mauerkrone, dem Füllhorn und einer Schale versehenen Geuius aus Bronze trägt, den Namen des Kastells und der angenommenen städtischen Ansiedelung als „Victoria" deuten zu können. Das Ganze hat eine Höhe von 55 cm. Die wichtige Inschrift lautet: In H Do Bajoli Et Vexillaßricol Legio Victoriensis Iv M Signifer Orvm Genivmd Es Yo Fecervnt Villi Kal Octobr Presente Et Albino cos- H Xiiii D • S • R- lieber diesen Fuud äußerte sich der bekannte Archäologe Heyne, Professor zu Göttiugeu, also: „Das Merkwürdigste ist die Inschrift, die das Jahr 246 n. Chr. Geburt angiebt. Also unter Kaiser Philippus war Vietoria ein blühender Ort. Die Schrift lese ich: In honorem. Deoriim Bauoli et Vexillarii Collegio Yictorien- sium signiferorum Grenium de suo fecerunt Viii. Kai. Octobris Praesente et Albino cos. h. Xiiii de suo repararunt. Brutus Präsens und Albinus waren Konsuln Y. C. 999 oder 246 rt. Chr. Geb. unter Kaiser Philippus.

4. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. 249

1881 - Leipzig : Spamer
Das Römerkastell bei Nieder-Biber. 249 Außer dem Aquila der Legion hatte jede Cohors ihr Yexillum und ihren Atexillifer oder Signifer. Da nun den Limes entlang mehrere Kohorten vertheilt standen, so muß unter den Signifern ein Kollegium errichtet worden sein, d. i. ein Verein." Grotefend vertheidigt eine etwas verschiedene Erklärung, und Dorow will unter dem Victoriensis einen Ort Victoria in Britannien verstanden haben, wo Agricola seinen großen Sieg erfocht. Dem sei wie ihm wolle, jedenfalls zeigen die zahlreichen Funde aller möglichen Artefakte von der Bedeutung und der langen Behauptung des Kastells von Seiten der Besatzung, die wohl zuerst in der Cohors Iv Vinclelicorum bestand, von der die meisten Stempel herrühren. Das ausgegrabene Römerkastell bei Nieder-Biber. Von besonderer Wichtigkeit für die Zeitbestimmung sind die zahlreichen Münzen, und da das Kastell wegen seiner Intaktheit und seiner wichtigen Lage gegenüber den Sigambern und Katten nicht weniger Bedeutung für sich in Anspruch nimmt, als die Salburg bei Homburg, so sei hier für Freunde der Archäologie nach Dorow ein kurzes Verzeichniß (siehe Seite 250) der Münzfunde bis 1827 gegeben. Wohl aufbewahrt liegen sie dem Beschauer zur Ansicht in der Sammlung auf. Unfere Aufmerksamkeit nimmt ferner in Anspruch der in Silber getriebene Schild eines römischenkohortenzeichens (Abb.s.s.242). Es scheint der jugendliche Earacalla oder Gordianus Iii. zu sein, welcher im kaiserlichen Kriegskleide, den Speer in der Linken, das kurze Schwert, Paragonium, in der Rechten, den als bärtiger Greis dargestellten Rhein mit Füßen, tritt. Germanische und gallische

5. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 303

1880 - Leipzig : Spamer
Das alte Baden. 30? vorhanden; das Wasser ist vollkommen klar und durchsichtig, von grünlicher Farbe, besonderer Weichheit und Glätte und eigentümlichem, an schwach- gesalzene Fleischbrühe erinnerndem Geschmacks) Die Temperatur bewegt sich zwischen 44° und 69° C. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Römer, nachdem sie im letzten Viertel des ersten Jahrhunderts das Deknmatland dauernd in Besitz ge- nommen, srüh diese Quellen entdeckten und um dieselben eine Kolouie gründeten. Es lag dies um so mehr uahe, als das Rheiuthal sumpfig war und die Ansiedelungen überall aus geschützte Thäler und Thalabhäuge augewiesen waren. Nach den erhaltenen Meilensteinen war die Civitas Aquensis, wie Baden zuerst geuaunt wurde, der Mittelpunkt eines nicht geringen Verwaltungsbezirks, der sich nach Südwesten ans 2, nach Nord- westen auf 5 und nach Nordosten auf 9 Stunden nach den Orten Sinz- heim, Steinbach, Aue am Rhein, Nöttingen und Elmeudiugeu verfolgen läßt. Aus einer Grabschrift des Aemilius Cresceus, eiues Soldateu der 14. Legion, erhellt, daß diese Legion bei Trajan's Aukuust im Dekumat- land nach Pannonien verlegt wurde, schou Ende des ersten Jahrhunderts hier eine militärische Anlage war, und die Civitas Aquensis schon um diese Zeit bestand. Sie überflügelte auch bald die übrigen Orte der Ge- gend. Kaiser, wie Trajau, Hadrian und Autouiuus Pius, besuchten sie und thaten gewiß Mauches zu deren Sicherung durch Verstärkung der Be- festiguugeu und für deren Erblühen durch Errichtung von Bauwerken und Förderung des Handels; besonders aber hat sich, wie uoch vorhandene Mo- numeute bezeugen, Caraealla, der zugleich ein großer Baufreund war, 214 um Baden verdient gemacht; von ihm erhielt die Stadt nach seiner Fa- milie den Beinamen Aurelia Aquensis. Auch Alexander Severus erscheint unter den Wohlthätern der Stadt. Nach den noch vorhandenen Ueber- resten, wie sie im Anfange des Jahrhunderts und wieder 1846 bis 1871 bei dem Bau des Armen- und des Friedrichsbades aufgefunden wurden, waren die Badeanlagen zur Römerzeit sehr bedeutend, und müssen hier alle jene Einrichtungen sich befunden haben, mit welchen die an Luxus und Behaglichkeit gewöhnten Südländer, wie auch die bedeutsamen Ueberreste von Badeuweiler bezeugen, ihre Bäder auszustatten pflegten. Danach bestanden in der Aurelia ohne Zweifel große öffentliche Bäder, warme, lauwarme und kalte Schwimmbäder, Douche- und Dampfbäder, Schwitz- bäder, Salbezimmer, Räume zum An- und Auskleiden, Hallen, Vorhöfe, ein großer Versammlungssaal,.Speisesäle, Ballsäle, Baum- und Schatten- gänge mit Portiken, ein geräumiger gymnastischer Uebuugsplatz zum Riugeu, Ballspiel und Werfen des Diskns. So spielte sich schon in diesen alten Zeiten ein Badeleben ab, das dem der Gegenwart nicht so ganz nnähn- lich war. Nach den Fundorten zu schließen, muß das Terrain der jetzigen Stifts- *) Dr. Franz Heiligenthal, Geschichte der Stadt Baden und ihrer Bäder. Karls- ruhe, Braun, 1879.

6. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 218

1880 - Leipzig : Spamer
218 Tie fruchtbare Rheinebene. in der Civitas Aurelia aquensis alle Spuren der Römerperiode ver- wischt sind, hat der Boden von Badenweiler getreu die Grundmauern eines vollständig eingerichteten Badehauses bewahrt. So wurden sie 1784 dort aufgedeckt, und heute gestatten sie uns eiueu Einblick in das Badeleben der Römer. Wir dürfen zwar nicht an die Großartigkeit und deu raffiuirteu Luxus der Bäderaulageu iu Rom, der thermae Neronianae, der Bäder des Titus, Trajan und Commodns bis herab aus deu Bau des Diocletiau und des Coustautiu denken: bescheidener, wie es die geringe Anzahl des Publikums und die Lage auf dem Abhang des Hügels von Badenweiler erfordert, war der Bau. Doch aber läßt die schaffende Phantasie, geleitet von der sorgsamen Alterthumskunde, auch hier ein stattliches Gebände vor nnserm Auge erstehen, und wir durchwandeln an ihrer Hand das unter- irdische Gemach, in welchem der kreisrunde Ofen, 2v2 bis 3 in im Durch- messer, die erhitzte Luft uach dem caldarium abgiebt, iu welchem mau das heiße Bad uimmt, nachdem man vorher im Garderobezimmer, dem.apo- dyterium, seine Kleider abgelegt hatte. Zog man statt des Schwitzbades^, im caldarium das kalte Bad vor, so ging man in das frigidarium und versuchte seine Schwimmkunst in einem der Bassins, die wie Fischbehälter (daher ihr Name Piscinae) dort sich fanden. Die Meisten werden wol das lauwarme Bad im tepidarium vorgezogen Hcibeit, das zwischen dem frigidarium und tepidarium auch räumlich iu der Mitte lag, ein reicher de- korirter Saal, in dem sich die elegante Welt wol ebenso bewegte, wie heut- zutage auf der Badepromeuade. Wer aber im Geuuffe der Bäder schwelgte, der machte wol einen Gang durch alle drei Räume und erfrischte die im caldarium erschlafften Nerven erst durch das Schwimmen in der piscina, ehe er sich dem Badewärter überlieferte, damit ihn dieser in dem destric- tarium abreibe und in dem mutuarium ihn salbe. Trat er nun ueuer- frischt hinaus vor das Thermengebäude, so umgab ihn allerdings nicht wie in Rom der Lärm eines Ringplatzes oder das summende Gespräch Derer, die in den langen Säulenhallen nach dem Bade lustwandelten; dafür aber hatte er deu Blick iu die Ebeue, iu welcher der Rhein damals noch als Wild- strom in vielfachen Armen seinen Lauf nahm, und ans den Wäldern des Rheinthales schimmerten ihm hier und da die Ansiedelungen entgegen, umgeben vou der ebeu erst akklimatisirteu Rebe und von Speltfeldern. Anch die Gotter des Römerreichs hatten ihren Einzug gehalten in dieses Land, und scheu sah der Germaue auf das Herculesbild am Wege oder gar auf deu fremdartigeu Mithras, der, vou fetner Strahlenkrone umgeben, das Stier- opfer brachte — er, der echte Repräsentant jenes orientalisirten Römerthums, das sich im zweiten und dritten Jahrhundert uach Christo hier breit machte. Nach eiuer Ueberlieferuug aus der Pfalz vom Jahre 1348 lief die Grenze der Burg Willenstein bei Trippstadt von dem Hasselichten Born „bis mitten an näckeden man, heißt der Hitzstein" n. s. w. Vermnthlich war es das Bild eines Hercules, das hier im Walde stand, und solcher nackten Man- ner mögen damals viele in dem Frost eines germanischen Winters ge- froren haben.

7. Landschaftliche Charakterbilder der hervorragendsten Gegenden der Erde - S. 203

1885 - Leipzig [u. a.] : Spamer
Der Kratersee von Nemi. 3. Die Campagna di Roma und die Albaner Berge. Die römische Campagna zu durchwandern, ist für den Freund schöner Land- schaften ein hoher Genuß. Hier ist alles interessant: die Stroh- und Schilfhütten der halbverwilderten Hirten, die sich ans kleinen Bodenanschwellnngeu hinter altem Gemäuer zeigen, die Hirten im schmutzigen Pelze, welche, von großen Wolfshunden begleitet, ihren wolligen Schafen langsam folgen; die Campagna- reiter, die, mit Stachelstock und Flinte bewaffnet, auf der staubigen Straße dahintraben oder die Rinderherden zusammentreiben; vor allem aber die male- rischen Ruinen, welche von Grabdenkmälern, Villen und Wohnhäusern herrühren, die starken Warttürme mittelalterlicher Befestigungen und die ausgedehnten Wafferleitungen, die schon das alte Rom versorgten, daneben die weißgetünchten Pächter- und Winzerhäuschen, die zur Andacht ladenden Kapellen. Alles dies aber wird belebt von zahllosen buntfarbigen, vielfach auch stark dustenden Blumen. Wandern wir von Rom her durch die Porta Capena die Via Appia entlang, fo begegnen wir den Resten der Scipionengräber, dem Drnsusbogen, den Trüm- mern des Marstempels, vor allem aber dem Grabmale der Cacilia Metella. Dieser hochgelegene Punkt gönnt dem Auge erquickenden Ausblick bis zu den Sabinerbergen und dem freundlichen Tivoli, enthüllt auf dem trümmer- reichen Gestlde Bilder des Friedens, die wohlgenährten Herden mit ihren halb- wilden Hirten. Halbzerbrochene Marmorgräber türmen sich auf; Säulenreste und Vasentrümmer umgeben sie, alle umsäumt von dichtem Lorbeer- und ._.. .. ^

8. Bilder vom Niederrhein - S. 56

1882 - Leipzig : Spamer
56 Köln, die Königin des Niederrheins. Griechenpforte, die porta Herae auf der Ehrenstraße und die porta Veneria Paphiae, „Unter Fettenhennen". Der Bogen des letzteren Thores ist an der Hinteren Wand des Hauses Minoriten 14, dem Museum gegenüber, eingemauert. Auf der Stelle der jetzigen Marienkirche stand ein Kapitol, auf der des Berlich ein Amphitheater, an der Ostseite des Doms wahr- scheinlich ein Merkurtempel und so noch Anderes. Im Süden der Stadt nimmt man das Sommerlager der Legionen längs des Rheinusers au, und noch im Mittelalter nannte man ein Castrum, antiquum, an das vielleicht noch der heutige Name „Altebürg" erinnert. Ebenso wurde im Mittelalter vielfach ein Castrum. Divitensium genannt, dessen Fundamente man im Frühjahr 1879 beim Bau des neuen Direktionsgebäudes der köuigl. Artilleriewerkstätte in Deutz auffand. Ein Ueberrest dieses Deutzer Castrums ist auch uoch jener rnnde, mit Schiefern gedeckte Basaltthurm, den man in der heutigen Festungs- mauer zwischen der Gitterbrücke und der Schiffbrücke gewahrt. Heutzutage heißt die ganze Umgebung dieses Thurmes: „am Schinkenkessel". Lange stand er unbeachtet, bis Ausgrabungen neuester Zeit mit Sicherheit ergaben, daß er der nordwestliche Eckthurm des Castrum Divitensium ist. Schon früher hatte man bei Uferbauteu gewaltsame Sprengungen vornehmen müssen, schon früher hatte man beim Pflastern der Jnselstraße in Deutz alte Fundamente gefunden — dies Alles brachte man jetzt mit dem Eckthurm in Verbindung und entdeckte so die früheren Grenzlinien des alten römischen Kastells zu Deutz. Es dieute offenbar der gegenüberliegenden alten Römerstadt als Brückenkopf und hatte also nur zwei Thore, nämlich die porta praetoria im Osten und die porta decumana im Westen an der Rheinfeite, außerdem noch 14 Thürme. Beide Thoreingänge nach der Rheinseite und der Landseite an der westlichen und östlichen Ring- mauer sind aufgefunden worden. Die Wahrheit dieser Annahme wird noch durch andere werthvolle Funde bestätigt, durch Inschriften, welche die Namen der gemeinschaftlichen Kaiser Marcus Aurelius und Antoninus Pius trageu, ferner durch mehrere aufgefundene Ziegel mit den Stempeln der Viii. und Xxii. Legion und vieles Andere, welches man in der interessanten Schrift Karl Bone's: „Das römische Kastell in Deutz" nachlesen wolle. Die Zeit der Entstehung eines römischen Kastells in Deutz wird schon ins Jahr 70 n. Chr. verlegt; die Trümmer des jetzt aufgefundenen aber liegen westlicher, und man nimmt einen Umbau zur Zeit des Marcus Aurelius (161 n. Chr.) an. Noch im 13. Jahrhundert wird die Deutzer Burg als Abtei genannt; im 16. Jahrhundert ward sie im Trnchsessischen Kriege zerstört, und die Basalttrümmer dienten zu anderen Bauten. Zur Verbindung dieses Deutzer Kastells mit der römischen Kolonie auf dem andern Rheinufer diente ohne Zweifel eine Schiff- oder Pfahl brücke, deren Ueberreste aber nicht mehr zu erkennen sind. Später ließ Konstantin der Große (316 n. Chr.) eine steinerne Brücke bauen, welche von der porta Mortis über eine Rheininsel nach der Mitte des Kastells führte. Man hat im Jahre 1766 die Ueberreste dieser Brücke wegen des damaligen außergewöhnlich niedrigen Wasser- standes ausmessen können. Man fand drei Strompfeiler von 3 Fuß Höhe, 46 Fuß Dicke, in einer Entfernung von 96 Fuß auseinander, gegenüber der Salzgasse. Ein Bruder Otto's des Großen, der Erzbischos Bruuo von Köln, soll diese Brücke wegen Bausälligkeit abgetragen und die Trümmer derselben mit

9. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 64

1858 - Leipzig : Spamer
64 Schloß in Temesvar, von großartiger Front, langen Fensterreihen und gewaltigen Eckthürmen mit wehrhaften Zinnen. Siehe, da hat man mit Einem Blick die Gegenwart vor sich, und dieser Blick lehrt, daß man keine Ursache hat, jene alte Zeit mit ihren fin- stern, winkligen Schlossern und unschönen Verhältnissen zurückzuwünschen. Da- von zeugt die Inschrift am Hauptthore der von Joseph angelegten Josephsstadt: Caesareis vicit princeps Eugenius armis, Quae tibi nunc fulgent, Mercius arte tulit. Die letzten Jahre haben einen mächtigen Aufschwung auch in diesen Länder- gebieten des Kaiserreichs nicht verkennen lassen und ein lebenpigeres Etreben ist an die Stelle des früheren Stilllebens getreten. Eisenbahnen werden nach ver- schiedenen Richtungen hin die fruchtbaren Ebenen durchschneiden, in denen jetzt der Ochsenwagen zur Regenzeit bis an die Aren der riesenhaften Räder verstnkt. Der Geist höherer Civilisation wird dann in jene gesegneten Gauen einziehen und das Land, welches so reich an herrlichen Erzeugnissen ist, dessen Bewohner so eigenthümlich gemischt und mit ungeschwächter Thatenkraft begabt sind, — einer vielverheißenden Zukunft entgegenführen. Walachische Priesterwohnung.
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